SONDERAUSSTELLUNG
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GESCHICHTE der
KERAMIK
HAFNEREI
FIALA
WERKSTÄTTE
MILLER
SPARHERD und
KACHELOFEN
EINFLUSS und
ENTWICKLUNG
KERAMIK-
ARBEITEN


GESCHICHTE DER RADSTÄDTER KERAMIK


1576  Großbrand in Hallein: alle in Frage kommenden Archivalien werden vernichtet, Zunftsprotokolle geben erst ab 1643 Auskunft über die Radstädter Hafner

ab Mitte des 16.Jhdt. wird in Radstadt an der „Hochfürstlichen Frei“ Lehm abgebaut.
1604 erste Nennung des Hafnerhauses „ain Hafnerhütten, vor dem Obern Thor, zuenechst an Cunraden Grafens Gründt und der Frey gegen den Lerchenpach gelegen.....“ (Sbg. Landesarchiv).


1604
erste Nennung des Hafnerhauses „ain Hafnerhütten, vor dem Obern Thor, zuenechst an Cunraden Grafens Gründt und der Frey gegen den Lerchenpach gelegen.....“ (Sbg. Landesarchiv). Die Hafnerhütte steht im  Eigentum der Stadt, die diese an Töpfer verpachtet. 1604 Hans LAHNER, Bürger und Hafner in Radstadt, erwirbt diese von der Stadtgemeinde (Radst. Archiv)

1624 Georg WINDTHAMER, 1642 Andree GODTFRIED
, 1681 Hans und Lorenz GOTTFRIED, Hans Gottfried hat eine Verkaufslade für seine Töpferei unter dem Rathaus gemietet.

1695 übernimmt Hans HERMER, Hafner aus Bayern, die Hafnerhütte. 1715  Matthias ERNST, 1729 Michael WINDT, seine Nachkommen Franz und Josef sind ab 1774 bzw. ab 1821 in Radstadt tätig.

Im 19.Jhdt. besteht neben der „Hafner Hitten vor dem Obern Thor“ auch die „Neue Hafner Werchstatt außer der Statt, ain Präuhaus, ain Hofstatt, ain Hitten nechst der Hafnerhitten“.

Als Einzelkacheln der historischen „Hafnerhitten“ können ehemals bedeutende Öfen in Tamsweg und in einer Wiener Sammlung nachgewiesen werden: „Jagdofen“ im Schloss Blümbach /Tenneck, weitere Kachelöfen befinden sich im Schloss Höch/Flachau, Schloss Moosham/Lungau.

1823 kauft Melchior Schaidreiter „Zieglbrenner“ die Hafnerei

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HAFNEREI FIALA


Franz FIALA (1826 – 1904)


geb. am 29. 5. 1826 in Nepomuk (Böhmen), erlernt dort das Hafnerhandwerk und geht anschließend „wegen Vervollkommnung dieser Profession“ auf Wanderschaft. 1852 heiratete Franz Fiala die Tochter des Radstädter Hafners Melchior Schaidreiter und bringt dessen Unternehmen wieder zum Florieren. Fiala verwendet noch die originalen mittelalterlichen Model, die großen kunsthistorischen Wert besitzen. Er beginnt mit der Produktion der Sparherde, erwirbt Gründe und das Stöcklhaus und wird Ehrenbürger der Stadt Radstadt. 1884 Erwerb des Gewerbescheins für den Handel mit Geschirr und sämtlichen Eisen- und Messingbeschlägen für Öfen und Sparherde. 1872 Tod von Fialas Gattin, mit seiner zweiten Frau Anna Wagenbichler, hat Franz Fiala noch elf Kinder.



Ignaz FIALA ( 1875 – 1965) 


geb. am 20.3.1875 in Radstadt, Sohn des Franz, lernt beim Hafnermeister Johann Feltin, Oberberg/ Inn und übernimmt 1900 die gut florierende Hafnerei und vergrößert sie um ein neues Fabriksgebäude mit Brennofen und Schornstein; 

die Werkstatt-Marke zeigt die Initialien „JF in einem Kreis mit der umlaufenden Schrift „Radstadt Pongau“. Zu vielen privaten Aufträgen kommen sehr prominente Kundschaften, die Fiala den Titel „Kammerlieferant“ einbringen.


Franz FIALA (1901 – 1968)


Sohn des Ignaz, besucht die 4- jährige Fachschule für Keramik in Landshut und übernimmt 1932 den väterlichen Betrieb; er hat großen Erfolg mit handwerksmäßig hergestellter Ware. 

1933 erhält die  Radstädter Firma FIALA unter seiner Leitung jeweils den „Großen Preis“ bei Ausstellungen in TOULOUSE und in LONDON.

Da von den Firmeninhabern der Fialas niemand der NSDAP beitritt, muss die Firma zwischen 1938 und 1945 spürbare wirtschaftliche Einbußen hinnehmen.


Nach 1945 gibt es wenig Bedarf an Kunstkeramik; Kachelherde und –öfen wurden von Ölöfen, Elektroherden und Zentralheizungen abgelöst.


Am 17.07.1964 wird die Radstädter Keramikwerkstätte stillgelegt, Franz Fiala verlässt Radstadt und wird Kartograph beim Bundesheer. 

     


Hafnerei Fiala um 1890
Stehend: Franz, Anna, Dr. Ignaz, Luise, Pater Hans
 und Marianne |  Sitzend: Ignaz und Luise Fiala, um 1945

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WERKSTÄTTE LEO MILLER 


geb. 29. 8. 1887 in Schladming, Besuch der Fachschule Hallein und der Kunstgewerbeschule in Wien; Miller wird bekannt als Holz- und Steinbildhauer von zahlreichen lebensgroßen Portraitbüsten vorwiegend des Adels, aber auch von Landespolitikern.

Nach dem Studium beginnt Miller als Holzschnitzer und Bildhauer in Radstadt zu arbeiten. Ein schwerer Sturz (Beckenzertrümmerung) beeinträchtigt seine Arbeit sehr.


1913 beginnt Miller für die Keramikfirma Fiala Modelle anzufertigen. In den nächsten 10 Jahren entstehen für die Werkstatt Fiala Figuren im reinsten Jugendstil aber auch Kachelöfen und Baukeramik. 1916 wird er zur Planung eines Kriegerdenkmales beigezogen, 1920 entwirft Miller Notgeld für Radstadt, Altenmarkt/Pg., Hüttau und Sonnberg.



1922 mietet er sich bei der Keramikfirma Fiala ein, gründet hier die „Radstädter Kunstkeramik“ und zeigt diese in einer Ausstellung in Salzburg (Kleinkunst, Plastiken, Krippen), Miller ist Mitglied des Salzburger Kunstvereins.

Später mietet er sich mit eigener Keramikwerkstatt und Verkaufsraum in der „Stummer-Villa“ ein. Die breitgefächerte Produktion der Werkstatt umfasst in kräftigen Farben glasierte Vasen, Gebrauchs- und Baukeramik (Portal- und Fensterumrahmungen, Luster, Reliefs,...),  ebenso wie Figürliches von strenger bis verspielter Eleganz städtischen Jugendstils und kraftvoller Bewegtheit. Gekennzeichnet sind die Arbeiten durch den Prägestempel „RKK“ für Radstädter Kunstkeramik. Seine Kunden kommen aus Radstadt und Umgebung ( Erzdiözese Salzburg, Pfarren, Gemeinden, Hotels, Gasthöfe, sowie Bürger und Bauern von Radstadt)


Leo Miller hat zahlreiche Schüler und Schülerinnen sowie etliche Mitarbeiter. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich übernimmt Leo Miller, Ortsgruppenleiter der NSDAP, am 12.März 1938 die Führung der Amtsgeschäfte in Radstadt. Millers politische Gesinnung beeinflusst sein keramisches Schaffen, alpenländisch verkitschte Bierkrügerl mit Hackenkreuz und ideologisch geprägte Produkte bezeugen den Verlust jeder künstlerischen Inspiration.

Von 1945 bis 1948  wird die Werkstatt von seiner Frau  Rikki Miller weitergeführt.
Nach 1948 geht Miller nach Salzburg und arbeitet nur noch privat bis zu seinem Tod am 29. 8. 1965.

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SPARHERD und KACHELOFEN



Sparherd
Sparherde waren gemauerte, mit Kacheln verflieste Herde mit Backrohr und Wasserschiff. Sie lösten in den Haushalten das offene Feuer samt der rußigen Rauchkuchel ab. Erstmals war das Herdfeuer unter Verschluß und Rauch und Russ konnten, wie bei den Kachelöfen schon im Mittelalter, in den Kamin abgeleitet werden.

Kachelofen
Kachelöfen, deren Kacheln nach den alten Modeln hergestellt wurden, waren im Jagdschloss Hohenwerfen, in den Schlössern Blühnbach, Werfenweng und Höch aufgestellt.


„In einer großen Halle waren immer 50 – 60 Kachelöfen aufgestellt. In dieses Lager kam auch mehrmals Erzherzog Eugen, der im Jagdschloss Hohenwerfen wohnte. Er kam immer in Begleitung dreier Damen (mit großen Hüten mit Straußenfedern, hohen Krägen und Schirmen)“ Zitat Luise Fiala

aus dem Buch Radstädter (Ofen-, Kunst- und Bau) Keramik v.H.H.Hottenroth

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EINFLUSS und ENTWICKLUNG


In den 20er Jahren ist für kurze Zeit die künstlerische Keramikwerkstatt Martiny eingerichtet; 

Hilde Heger
(1898 – 1998) arbeitet in der Werkstatt des Baron Nikolaus von Martiny. Dieser übersiedelte 1924 nach Liezen und gründet dort die „Alpenländische Kunstkeramik Liezen“ „AKK“



Helene SENDLHOFER (vereh. Scheffknecht) , geb. 1922 

1938 – 41 Lehre bei Miller
1943 – 44 Keramikmalerin in der Werkstätte Miller
1945 Gründung der eigenen Werkstätte TAUERNKERAMIK „TK“
hergestellt werden Gebrauchs- und Kunstkeramik, Andenkenware.
1948 Stand auf der Wiener Messe
1952 Abmeldung des Gewerbes und Übersiedelung nach Graz



Daniel Biljan, gebürtig aus Kroatien, ist von 1911 – 1913 führender Geselle in der Hafnerwerkstatt Fiala. 

Seine Tochter Maria Biljan-Bilger, geb. 1912 in Radstadt,  Keramikkünstlerin und Professorin an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien.

In den Jahren 1977 – 1982 besuchte die Radstädterin Margarete Sprung ihre Meisterklasse
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Seit 1983 Keramikstudio Margarete Sprung, geb.1956 in Radstadt. Hergestellt werden Gebrauchs- und Zierkeramik, Ofenkacheln. Ab 1997 Ausbildung an der Akademie für Sozialarbeit/ Sbg., Beschäftigung mit Ton in der pädagogisch – therapeutischen Arbeit

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Einige Beispiele aus der über 200 Stücke umfassenden Sonderausstellung. Zur Ausstellung gibt es auch ein Buch, zusammengestellt und herausgegeben von Johanna und Hans Hagen Hottenroth.