CINEMA : CLUB  RADSTADT














Mittwoch, 11. November, 20.00 Uhr, Zeughaus am Turm
KLEINE VERBRECHEN - MIKRO EGLIMA

Deutschland/Griechenland 2008; Regie/Buch: Christos Georgiou; Musik: Kostantis Papakonstantinou; 85 Min., OF Griechisch mit deutschen UT

Frisch von der Polizeischule wird der junge Leonidas auf eine entlegene griechische Insel versetzt, um dort für Recht und Ordnung zu sorgen. Doch zum Leidwesen des ambitionierten Staatsdieners können in dem verschlafenen Eiland allenfalls „kleine Verbrechen" wie Nacktbaden oder das Überfahren überflüssiger roter Ampeln abgemahnt werden. Leonidas sehnt sich deshalb nach einer Versetzung nach Athen, wo er bereits von wilden Verfolgungsjagden gegen das organisierte Verbrechen träumt. Doch dann wird eines Tages die Leiche des im Dorf bekannten Trinkers Zacharias gefunden. Für Leonidas ist das die lang ersehnte Chance, den Kommissar in ihm unter Beweis zu stellen. Doch von einem Mord will niemand im Dorf so recht etwas wissen. Jeder Bewohner meint, eine passende Erklärung für Zacharias tödlichen Sturz von der Klippe liefern zu können. Umso sicherer ist sich Leonidas, dass hier ein schlimmes Verbrechen verharmlost wird. Sein Argwohn wird einzig von Angeliki, schönstes Mädchen der Insel und mittlerweile Fernsehstar im fernen Athen, geteilt, die inmitten der Ermittlungen überraschend wieder im Dorf auftaucht.

Mit KLEINE VERBRECHEN gelingt dem in London geborenen, auf Zypern aufgewachsenen Regisseur Christos Georgiou eine charmant-ungezwungene Komödie, die den Zuschauer gleichsam auf eine 90-minütige Reise unter die Sonne Griechenlands entführt. Eingebettet in die malerische Schönheit des Inselschauplatzes führt der Film mit viel Empathie und einem Hauch schwarzen Humor in einen skurrilen Mikrokosmos, in dem sich so schrullige wie liebenswerte Menschen tummeln - mit ihren kleinen Verbrechen, die sie täglich unter ihre Teppiche zu kehren versuchen. „Ein Film wie ein Ouzu: Würzig-süß auf der Zunge, kräftig im Nachgeschmack", schwärmt BR-ONLINE über diesen Film. Und die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG schreibt: „Wunderbar, ein toller griechischer Sommerfilm. Und der Soundtrack dazu klingt, als habe Ennio Morricone ein paar Ouzo zuviel getrunken."

Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


.













Mittwoch, 18. November, 20.00 Uhr, Zeughaus am Turm
VISIONEN - AUS DEM LEBEN DER
HILDEGARD VON BINGEN

Deutschland/Frankreich 2009, Regie: Margarethe von Trotta, Darsteller: Barbara Sukowa, Hannah Herzsprung, Alexander Held, Heino Ferch, Joachim Król, Lena Stolze, 101 Min., DF

Das mitreißende Porträt einer der faszinierendsten Frauengestalten des Mittelalters – die Äbtissin, Visionärin, Naturheilkundlerin und Komponistin Hildegard von Bingen.

Gläubige haben sich in einer einfachen Kapelle versammelt und erwarten betend und weinend den Untergang der Welt. Kerzen tauchen den Raum in flackerndes Licht. Die Leinwand wird schwarz - und dann geht die Sonne doch wieder auf. Die Menschen schöpfen Hoffnung, danken dem Allmächtigen (erste Szene, der Milleniumswechsel).
Rund ein Jahrhundert später wird die aus einer Adelsfamilie stammende Hildegard geboren. Als Achtjährige kommt sie ins Benediktinerkloster Disibodenberg. Abt Kuno führt an diesem Ort des Schweigens und Gehorsams ein strenges Regime, er übergibt das Kind der Obhut Jutta von Sponheims. Diese fördert nicht nur Hildegards musikalische Begabung, sondern gibt ihr auch das eigene Wissen weiter. Ihre immer wieder in den Alltag einbrechenden religiösen Visionen behält Hildegard jahrelang für sich, aus Sorge, man würde ihr nicht glauben. Nach dem Tod ihrer Mentorin ermutigt der Benediktinermönch Volmar sie zur Veröffentlichung ihrer Visionen und Hildegard erhält dazu schließlich die Erlaubnis der Kirche. In ihrem Kampf um ihren eigenen Weg innerhalb der Glaubensgesellschaft, gründet Hildegard von Bingen allen Widerständen zum Trotz im Jahr 1150 das Frauenkloster Rupertsberg in der Nähe von Bingen am Rhein. Sie wirkt als Äbtissin und Heilkundige, sie komponiert und schreibt ihre bis heute berühmten Bücher nieder. Mit ihrem Erfolg und ihrer Strahlkraft löst Hildegard heftigen Widerstand in der Kirche aus und gerät selbst in eine tiefe, beinahe tödliche Krise, als ihre geliebte Schülerin Richardis von Stade in ein weit entferntes Kloster berufen wird und sie verlässt. Aber Hildegard ist eine Kämpferin, die weiß, dass ihr Werk noch nicht vollendet ist - und längst reicht ihr Ruf weit über die Klostermauern hinaus.


Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


.












Mittwoch, 25. November, 20.00 Uhr, Zeughaus am Turm
DAS WEISSE BAND

Deutschland/Italien 2009; Regie/Buch: Michael Haneke, mit: Christian Friedel, Ernst Jacobi, Leonie Benesch, Burghart Klaussner, Ulrich Tukur, Josef Bierbichler, Susanne Lothar, Detlev Buck, Birgit Minichmayr; 145 Min., OF Deutsch

In einem Dorf im protestantischen Norden Deutschlands passieren am Vorabend des Ersten Weltkrieges seltsame Unfälle. Ein Landarzt stürzt mit seinem Pferd schwer, ein unsichtbares Seil brachte das Pferd heimtückisch zu Fall. Wenig später wird eine etwas kränkelnde Frau das Opfer eines tödlichen Unfalls im Sägewerk. Aus Rache wird das Kind des Barons schwer misshandelt, später wird der behinderte Junge der Hebamme brutal zusammengeschlagen und an einen Baum gefesselt. Einzig der Dorflehrer, Leiter des Schul- und Kirchenchors, wundert sich über die mysteriösen Vorfälle und stellt Nachforschungen an. Bald drängt sich der Verdacht auf, dass die Kinder des Dorfes etwas damit zu tun haben könnten.

In DAS WEISSE BAND spürt Michael Haneke dem untergründigen Sadismus nach, der in einem Dorf die Machtverhältnisse sichert. In dieser Welt sind die Autoritätsverhältnisse klar definiert – und zählen Missbrauch, Demütigung und strukturelle Gewalt zum Alltag. „Herr Vater“ sagen die braven Kinder stets gehorsam zum Pastor. Aber wenn es diesem nicht passt, holt dieser die Schuldkeule aus dem Schrank und heftet ihnen das titelgebende „weiße Band“ als öffentliches Zeichen ihrer Schuld an. Die systematische Brutalität richtet sich dabei stets gegen die jeweils Schwächeren – Frauen und Kinder werden familiär missbraucht, die ‚Gesundheit’ setzt sich gegen die Behinderung durch, ‚Reinigung’ wird durch Züchtigung vollzogen. Solcherart ist natürlich auch als psychologische Studie zur Entstehung des Faschismus zu lesen: Hier wächst jene Kinder- und Jugendgeneration heran, die durch ihre repressive Erziehung zu den Gehilfen und Vollstreckern der mörderischen Maschine des Nationalsozialismus werden wird.

Gnadenlos hält Michael Haneke seine Kamera wie ein Mikroskop auf das Monster Mensch, emotionslos taucht er den Zuseher in die düsteren Zusammenhänge menschlicher Abgründe. Die von Christian Berger fotografierten Schwarzweißbilder samt leichtem Sepiaton erinnern in ihrer bestechenden Klarheit, Lichtführung und ihren Kontrasten an die Arbeiten Sven Nykvists für Ingmar Bergman. Auch inhaltlich finden sich Parallelen zu Bergman, etwa was die Bestimmtheit und die Wortkargheit der Figuren betrifft. Hervorragend ist auch die Besetzung des Films: Für die Erwachsenen hat Haneke gleichsam eine Crème de la crème des deutsch-österreichischen Schauspiels verpflichtet, für die Kinder wählte er in einem aufwendigen Casting aus 7000 Teilnehmern seine Dorfjugend aus. „DAS WEISSE BAND“, urteilte die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG bei der Premiere des Films in Cannes, „ist der künstlerische und gedankliche Höhepunkt des Festivals. Makellos sind die Schwarzweissbilder entrückter Landschaften und Begebenheiten, makellos die Leistungen der Schauspieler. Unerhört und zumal durch seine Menge in der Filmgeschichte ohne Beispiel ist jedoch, was wir hier an subtilsten Kinderporträts zu sehen bekommen, an Einblicken in eine gleicherweise rührende wie heimlich-unheimlich verschwiegene Welt.“
Bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes wurde „DAS WEISSE BAND“ mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.


Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


 Programmänderungen vorbehalten


Übersicht November         Jahresübersicht