CINEMA : CLUB  RADSTADT















Mittwoch, 06. Juli, 21.00 Uhr,
bei Schönwetter im Gerichtshof, sonst Zeughaus am Turm
ALMANYA
WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND

D 2010; 97 Min., Regie: Yasemin Samdereli; Musik: Gerd Baumann; mit: Vedat Erincin, Fahri Yardim, Lilay Huser, Demet Gül, Rafael Koussouris, Aylin Tezel, OmU 

Am  10. September 1964 wurde in der BRD der millionste „Gastarbeiter“ begrüßt. ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND erzählt die Geschichte des Eine-Million-und-Ersten, eines Mannes namens Hüseyin Yilmaz, und seiner Familie, und zwar über einen Zeitraum von 45 Jahren.  „Wer oder was bin ich eigentlich – Deutscher oder Türke?“ Diese Frage stellt sich der sechsjährige Cenk Yilmaz, als ihn beim Fußball weder seine türkischen noch seine deutschen Mitschüler in ihre Mannschaft wählen. Um Cenk ein wenig zu trösten, erzählt ihm seine 22-jährige Cousine Canan die Geschichte ihres Großvaters Hüseyin, der Ende der 60er Jahre als türkischer Gastarbeiter nach Deutschland kam und später seine Frau und Kinder nach „Almanya“ nachholte. Seither ist Deutschland längst zur Heimat der Familie geworden. Eines schönen Abends überrumpelt Hüseyin bei einem großen Familientreffen seine Lieben mit der Nachricht, er habe in der Türkei ein Haus gekauft und wolle nun mit ihnen zusammen in ihre alte Heimat fahren. Es beginnt eine Reise voller Erinnerungen, Streitereien und Versöhnungen – bis der Familienausflug eine unerwartete Wendung nimmt.

In ihrem sehr persönlichen Kinodebüt ALMANYA erzählen die beiden Samdereli-Schwestern befreiend komisch von Integration und greifen hierbei mitunter auf eigene Jugenderlebnisse zurück. „Die Leute haben immer gelacht, wenn wir Anekdoten aus unserer Jugend erzählt haben“, sagt Yasemin  Samdereli, „ein paar davon haben wir im Film verwendet.“  Die fröhliche Großfamilie, von der hier erzählt wird, besteht aus „Einwanderern, denen die Integrationsproblematik wesentlich fremder ist als das Sauerkraut“ (SZ): Alle sprechen zwei Sprachen, keiner ist übertrieben religiös, die Frauen machen das, was sie wollen, und auch an deutsche Familienmitglieder hat man sich längst gewöhnt. Erst die dritte Generation hadert ein wenig mit ihrer Identität zwischen zwei Kulturen. All das erzählen die Samdereli-Schwestern auf charmante Weise im Stil eines orientalischen Märchens. „Wie heilsam kann eine Komödie sein, weil sie sich löst von den festgefahrenen Meinungen der Integrationsdebatte oder der Furcht vor Islamisten und Ehrenmorden.“ FAZ.


Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


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Mittwoch, 13. Juli, 21.00 Uhr,
bei Schönwetter im Gerichtshof, sonst Zeughaus am Turm
LE NOM DES GENS
- DER NAME DER LEUTE
F 2009; 100 Min., Regie: Michel Leclerc; Musik: Jérome Bensoussan; mit: Sara Forestier, Jacques Gamblin, Carole Franck, Lionel Jospin; franz.OmU

Die junge, attraktive, arabischstämmige  Bahia trägt ihren außergewöhnlichen Namen mit Stolz, kämpft mit aufbrausender Leidenschaft für alle verfügbaren Randgruppen und dürfte für ihren Geschmack ruhig ein bisschen weniger französisch aussehen. Auch sonst hat die charmante Politaktivistin ihren eigenen Weg gefunden, die Welt zu verbessern: Ganz nach dem Motto ihre hippiebewegten Eltern „Make love, not war“ schläft sie mit politisch rechts stehenden Männern, um sie ideologisch umzupolen. Eine Ausnahme macht sie allerdings für den bekennenden Linkswähler und Ornithologen  Arthur. Doch Bahia stellt sein bis dahin geordnetes und zurückgezogenes Leben völlig auf den Kopf. Und so muss sich Arthur plötzlich nicht nur mit Bahias mitreißendem Idealismus, sondern auch mit der wahren Geschichte seiner Familie auseinandersetzen.

Regisseur Michel Leclerc verarbeitet in seinem zweiten Spielfilm Brisantes wie Fremdenfeindlichkeit, Integrationspolitik und Algerienkrieg mit skurrilem Witz und vielen spielerischen Ideen. In einer cleveren und fantasievollen Parallelmontage, die an Woody Allen erinnert,  werden zu Beginn die Familiengeschichten der beiden Protagonisten rekapituliert. Dialogstark und tempogeladen jongliert der Film in der Folge mit explosiven Themen der französischen Gegenwartspolitik, entlarvt hierbei genüsslich gesellschaftliche Klischeebilder und unterhält ganz nebenbei auch noch mit einer turbulenten romantischen Liebesgeschichte. Das gegensätzliche Paar wird von Jacques Gamblin und Sara Forestier gespielt: Der eine begeistert mit einer nuancierten, melancholischen Performance, die andere, Frankreichs neuer Shootingstar (GAINSBOURG), verzaubert mit ihrem hyperventilierenden Charme. „Das Sexuelle ist immer politisch – aber so wunderbar witzig wie in dieser anarchischen und tiefsinnigen Komödie haben wir es noch nie gesehen“, schreibt daserste.de über DER NAME DER LEUTE. Und filmstarts.de urteilt: „DER NAME DER LEUTE plädiert mit dem gleichen bezaubernden Aktionismus wie seine Protagonistin für einen beherzten Umgang mit der Vergangenheit und das Erkennen des Fremden in jedem von uns.“ „Sara Forestier liefert in diesem Film ein kleines Wunderwerk aus beherzter Schauspielkunst“ (programmkino.de).

Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


 Programmänderungen vorbehalten


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