CINEMA : CLUB  RADSTADT















Mittwoch, 20. Juli, 21.00 Uhr,
bei Schönwetter im Gerichtshof, sonst Zeughaus am Turm
POTICHE
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DAS SCHMUCKSTÜCK

F 2010; 104 Min., Regie/Drehbuch: François Ozon; mit: Catherine Deneuve, Gérard Depardieu, Fabrice Luchini, Karin Viard, Judith Godrèche; franz.OmU

Im kleinen, nordfranzösischen Städtchen Saint-Gudule bricht der Frühling des Jahres 1977 an. Madame Suzanne, Gattin des Regenschirmfabrikanten Pujol, fühlt sich vernachlässigt. Sie vergleicht sich mit einer „Potiche“, einer Porzellanvase, die keinerlei Funktion hat und nur hübsch anzuschauen ist. Auch Pujol sieht in Suzanne lediglich ein dekoratives Schmuckstück. Viel lieber vergnügt er sich mit seiner Geliebten oder im Nachtclub, beutet die Arbeiter in seiner Fabrik nach Kräften aus und fühlt sich ganz wie ein Grandseigneur. Doch das Spiel hat ein jähes Ende, als Pujol nach einem Arbeiteraufstand einen Herzanfall erleidet. Suzanne übernimmt kurzerhand die Leitung der Fabrik, verordnet Wohlstand für alle und legt mit weiblicher Intuition und tatkräftiger Unterstützung ihrer beiden Kinder und des örtlichen Abgeordneten der kommunistischen Partei den Grundstein für eine kleine, weibliche Revolution.

François Ozon kehrt mit DAS SCHMUCKSTÜCK nach einigen Ausflügen ins Melodram zu Cathérine Deneuve, den 8 FRAUEN und seiner sehr eigenen Form des musikalischen farbenprächtigen Kostümfilms zurück. POTICHE, so der Originaltitel des Films, ist eine Emanzipationskomödie im Retrolook, die in einer Zeit spielt, in der die Kommunisten noch eine Macht in Frankreich waren und Disco die Musik der Stunde, was der Film mit Songs von Baccara und den Bee Gees im Soundtrack und einer umwerfenden Tanzszene des Traumpaars Depardieu/Deneuve würdigt. Lustvoll huldigt der Film der Ästhetik der 70er Jahre – mit bunten Dekors, perfekt sitzenden, haarspraysatten Frisuren, bunten Kostümen, französischen Chansons und formalen Spielereien wie Split-Screen und Weichzeichner. Die Dialoge sind spritzig, die Dramaturgie herrlich übertrieben und das Tempo so hoch wie bei einem Louis de Funès-Film. Und Catherine Deneuve läuft bei ihrer Verwandlung vom dekorativen Heimchen zur politisch aktiven Powerfrau zu komödiantischer Hochform auf.

›In der bitteren Komödie POTICHE‹, schreibt die Süddeutsche Zeitung, ›zeigen Cathérine Deneuve und Gérard Depardieu, dass nach ihnen nichts Besseres kam‹. In Frankreich avancierte die knallbunte 70er-Jahre-Komödie mit über 2,3 Millionen Zuseher zu einem Publikums-Hit.


Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


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Mittwoch, 27. Juli, 21.00 Uhr,
bei Schönwetter im Gerichtshof, sonst Zeughaus am Turm
DAS LABYRINTH DER WÖRTER
- LA TETE EN FRICHE
Frankreich 2010; 82 Min., Regie: Jean Becker; Musik: Laurent Voulzy; mit: Gérard Depardieu, Gisèle Casadesus, Claude Maurane, Francois-Xavier Demaison; franz.OmU 

Germain, um die 50, Hilfsarbeiter und praktisch Analphabet, und Margueritte, eine alte Dame und leidenschaftliche Leserin, treffen zufällig in einem Park in der französischen Provinz aufeinander. Vierzig Jahre und hundert Kilo trennen sie. Margueritte liest ihm Passagen aus Romanen vor und eröffnet ihm die Welt und Magie der Bücher, von denen sich Germain bisher immer ausgeschlossen fühlte. Germains  Freunde im Bistro, die ihn bis jetzt für einen Einfaltspinsel hielten, reagieren irritiert. Denn er gebraucht plötzlich Wörter, die sie nicht verstehen, und hat neue Interessen. Weil Margueritte immer mehr ihr Augenlicht verliert, übt Germain lesen, um ihr einmal vorlesen zu können, wenn sie selbst es nicht mehr kann.

Der 77-jährige Jean Becker (DIALOG MIT MEINEM GÄRTNER) setzt mit DAS LABYRINTH DER WÖRTER die Tradition seiner ruhigen, unaufgeregten Erzählungen vom Landleben und der einfachen Leute fort. Der Film erzählt ohne pädagogischen Hochmut von der Erziehung zur Kultur. Literatur wird für einen ungebildeten Hilfsarbeiter zu einem Versprechen und einer Entdeckungsreise. Trotz der Bedeutung der Sprache ist DAS LABYRINTH DER WÖRTER alles andere als redselig. Die literarischen Zitate sind knapp, aber klug gewählt.

›Dieser Germain, das hätte ich sein können‹, meint Depardieu über seine Rolle und spielt hierbei auf Ähnlichkeiten zu seiner eigenen Biografie an. Sein literarisch gebildetes Gegenüber wird von der 1914 geborenen Gisèle Casadesus gespielt. ›Sie strahlt‹, schreibt die Süddeutsche Zeitung, ›ob sie nun liest oder von ihrem Leben erzählt, eine unfassliche Gelassenheit aus und ihre Stimme ist so verführerisch wie die von Delphine Seyrig in den Sechzigern.‹
›Die Bilder dieses Films‹, urteilt die Frankfurter Rundschau, ›sind einfach komponiert und sommerlich klar. Wie die Bücher, von denen er erzählt, laden sie ein in eine herrliche Kultur.‹ ›Jean  Beckers Komödie ist so mild und leicht wie ein Frühlings-Café au lait auf einem französischen Dorfplatz‹ (Stern).


Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


 Programmänderungen vorbehalten


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