CINEMA : CLUB  RADSTADT














Mittwoch, 01. Februar, 20.00 Uhr, Zeughaus am Turm
EINE GANZ HEISSE NUMMER

DE 2011, 96 Min.; Regie: Markus Goller; Buch: Andrea Sixt; mit: Gisela Schneeberger, Bettina Mittendorfer, Rosalie Thomas, Monika Gruber, Sigi Zimmerschied u.a.; deutsche OF

Wer EINE GANZ HEISSE NUMMER wählt, wird neuerdings mit der bayerischen Provinz verbunden. Denn als die örtliche Glashütte geschlossen wurde, kaufen die Einwohner neuerdings lieber im Nachbarort bei Aldi ein und nicht mehr in dem kleinen Lebensmittelgeschäft von Waltraut, Maria und Lena. Als sich ein unbekannter Anrufer eines Tages verwählt und statt bei einer Sexhotline bei den drei verzweifelten Frauen anruft, entsteht eine vielversprechende neue Geschäftsidee. Im erzkatholischen Heimatdorf darf allerdings niemand davon erfahren…

EINE GANZ HEISSE NUMMER vereint das ›who is who‹ der bayerischen Film- und Kabarettszene: Gisela Schneeberger – bekannt als Partnerin des kongenialen Gerhard Polt – gibt die resolute Waltraud, Monika Gruber – die derzeit wohl beste deutschsprachige Kabarettistin – ist die zickige Bürgermeistergattin und der legendäre Sigi Zimmerschied mimt den Pfarrer des Dorfes.
EINE GANZ HEISSE NUMMER ist eine charmante Sittenkomödie und ein äußerst unterhaltsames und kreatives ›Lebensratgeberkino‹ in Zeiten der Wirtschaftskrise.


Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


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Mittwoch, 08. Februar, 20.00 Uhr, Zeughaus am Turm
MELANCHOLIA

DK 2011, 130 Min., Regie/Drehbuch: Lars von Trier; mit: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Kiefer Sutherland, Charlotte Rampling, John Hurt; engl. OmU

Justine und Michael feiern auf dem herrschaftlichen Landsitz der Brautschwester Claire und ihres reichen Ehemannes John Hochzeit. Doch der glücklichste Tag ihres Lebens steht unter keinem guten Stern. Zuerst bleibt die luxuriöse Stretch-Limousine, die man für die Feier gemietet hat, in den engen Waldweg-Kurven stecken. Dann geraten sich die – geschiedenen - Eltern der Braut vor den Gästen in die Haare, verpatzt der Bräutigam seine Rede und beleidigt die Braut ihren Arbeitgeber. Letzterer fällt es zunehmend schwerer ihre Melancholie zu unterdrücken. Immer wieder zieht sie sich zwischendurch zurück, lässt ihren frisch Angetrauten sitzen oder nimmt ein Bad, während die Hochzeitsgesellschaft mit der Hochzeitstorte auf sie wartet. Am Ende der Nacht versinkt Justine in eine tiefe Depression. Im zweiten Kapitel des Films rückt der Film schließlich Justines Schwester Claire ins Zentrum. Der sich mit beachtlichem Tempo auf die Erde zubewegende Planet Melancholia versetzt sie in Panik. Während Claire immer ängstlicher wird, findet ausgerechnet Justine angesichts einer potentiellen Katastrophe immer mehr zu einer inneren Ruhe. 

Der dänische Regisseur Lars von Trier, ein Meister der Provokation (ANTICHRIST), präsentiert mit MELANCHOLIA einen Film über das Ende der Welt. Im Unterschied zu anderen Katastrophenfilmen gibt es bei Trier jedoch keine Massenpanik samt Zerstörung der Architekturdenkmäler dieser Welt, sondern nur eine Handvoll Menschen, die ohne Hoffnung und Gott dem Ende entgegensehen. Wiewohl mit Handkamera gefilmt, verzichtet der Regisseur hierbei nicht auf spektakuläre Spezialeffekte. Zu Beginn des Film etwa untermalt er surreale Szenen, die Kunstgeschichte mit digitalen Hochglanzeffekten kombinieren, mit Richard Wagners „Tristan und Isolde“.  „Diese ersten Augenblicke des Films“, schreibt Andreas Kilb in der FAZ, „möchte man so, wie sie sind, in ein Museum stellen. Denn schöner können Kinobilder nicht sein: schöner und abgründiger.“  Der Film habe ihn aus einer lang anhaltenden Depression befreit, hat Lars von Trier in Interviews stets bekannt. Was die Qualität dieses Films betrifft, ist sich die Kritik einig. „Mit MELANCHOLIA ist der einstige Dogma-Gründer Lars von Trier auf dem Gipfel der Schönheit angekommen. Dass er das Alltäglichste und das Unglaubliche, den gewöhnlichen Irrsinn der Familie und den Untergang der Menschheit, zu einem trancehaften Kammerspiel der Auslöschung verbindet, ist der grandiose Zaubertrick dieses Films“, schreibt etwa die FAZ. „Mit MELANCHOLIA hat Lars von Trier seinen bislang schönsten Film gedreht.“ EPD-FILM. Kirsten Dunst, die in diesem Film „die Rolle ihres Lebens spielt“ (DIE WELT), wurde für ihr Schauspiel in Cannes als Beste Schauspielerin ausgezeichnet.


Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


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Mittwoch, 15. Februar, 20.00 Uhr, Zeughaus am Turm
HABEMUS PAPAM - Ein Papst büxt aus

IT/ FR 2011, 105 Min., Regie/Drehbuch: Nanni Moretti; mit: Michel Piccoli, Nanni Moretti, Margerita Buy, Jerzy Stuhr; ital. OmU

Gott und die Welt haben ihn erkoren. Aber seine innere Stimme sagt ihm, dass sie sich irren. Die Geschichte vom Papst, der nicht Papst sein will. Die Kirchenglocken läuten, weißer Rauch steigt in den Himmel und Abertausende auf dem Platz vor dem Petersdom harren in froher Erwartung. Doch Kardinal Melville ist panisch. Man hat ihn zum Papst gewählt. Was soll er bloß tun? Er kann sich der Welt nicht zeigen – und tut es auch nicht. Schon bald ist die ganze Welt in Sorge, während der Vatikan verzweifelt nach Lösungen sucht. Wie der Papst selbst auch, nur eben auf seine Art: Er büxt aus…

Mit einem großartig sanften Michel Piccoli, dessen Kardinal Melville ebenso viel Verletzlichkeit wie Würde ausstrahlt, zeigt Nanni Moretti (Liebes Tagebuch, Das Zimmer meines Sohnes) uns das Oberhaupt der katholischen Kirche von einer ganz und gar ungewohnten Seite: der menschlichen. Moretti hat sich bereits in seinem frühen Film LA MESSA È FINITA, 1985 mit der Kirche auseinandergesetzt. Ging es ihm damals um den Widerspruch zwischen selbstloser Liebe und Körperlichkeit, stellt er in HABEMUS PAPAM die Angst vor den Erwartungen anderer in den Mittelpunkt. Hier wirft er einen ironischen wie respektvollen Blick hinter die Kulissen des Vatikans. In einer Mischung aus Komödie und Drama erzählt er von den Stärken und Schwächen eines Mannes, der die ihm zugedachte Rolle infrage stellt, statt sich über seine neugewonnene Macht zu freuen. Dieses Thema hat viele überrascht, besonders der Vatikan sah skeptisch einem kirchenkritischen Film entgegen – aber das ist HABEMUS PAPAM nicht. Vielmehr geht es dem Regisseur um das Porträt eines leidenden und zweifelnden Pontifex, der den Gläubigen seine Fehlbarkeit in einer pathetischen Schlussrede, zu gestehen bereit ist.  Der mittlerweile 85-jährige Michel Piccoli stattet diese Figur ›mit einer Nachdenklichkeit und Selbstreflexion aus, die man an Kardinälen und Päpsten abseits der Leinwand gerne häufiger bemerken würde‹ (programmkino.de). Neben Piccolis grandioser schauspielerischer Darbietung bietet HABEMUS PAPAM auch feine ironische Volten gegen die Psychoanalyse sowie ein paar sehr komische Beobachtungen zum medialen Wahnsinn. ›Mit seiner Satire auf die Papstwahl‹, urteilt die NZZ, ›hat Nanni Moretti ein Meisterwerk gedreht.‹

Eintritt:  € 7,- / ermäßigt € 6,-


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